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Rewind deutscher Geschichte oder play now griechischer?

Und schon wieder eine Doku über Nazi-Deutschland. Ein sichtbar älterer Herr liegt am Boden, das weiße Haupt mit den Händen zu schützen versuchend, von zahlreichen Schaulustigen umringt, beschimpft, mit Fußtritten und brutalen Schlägen attakiert. Und das alles auch noch in Farbe. 

In Farbe? Moment einmal. Damals. Aber Nein. Es handelt sich ja gar nicht um Deutschland, Berlin, München oder eine andere deutsche Stadt. Diesmal liegt der Blickpunkt im Lande der Wiege der Demokratie, in Griechenland, in der Zweithauptstadt des Landes. 

Während der  Gedenkfeier der Pontii, die  in der Umgebung des historischen weißen Turms stattfindet, welche durch die Vertreibung 1922 aus ihrer Heimat von einem Genozid sprechen, mischen sich laut Kathimerini, Avtodiikisi und zahlreicher anderer griechischer Blätter-Rechtsradikale unter die Menschenmasse und beschimpfen den in Thessaloniki beliebten, demokratischen Bürgermeister  lauthals und ungestört als Judenfreund, Verräter, Unterstützer der Türken, der Skopianer, und natürlich der abnormalen Homosexuellen.

Fake News sollen viel Schaden angerichtet haben. Laut der griechischen E-Zeitung Hoax gab es reichlich davon. Propaganda könnte man ebenso gut dazu sagen. Bürgermeister Boutaris jedenfalls hat sich heroisch geschlagen. Eine Tatsache, die er seit Jahren immer wieder beweist. Während der Stadtrats- Versammlung, welche zwei Mal pro Woche stattfindet, steht er fast jedes Mal seinen Mann, wenn er durch Rechtsradikale provoziert wird. Er weiß, dass es irgendwann zum Ausbruch kommt. Jedoch scheint der 75 jährige aus Florina das Herz eines Löwen zu besitzen. Einfach nichts kann ihn umstimmen oder unterkriegen. Mut, Gerechtigkeit, Zivilcourage, werden bei ihm groß geschrieben. Das Internet, social Media generell stehen ihm zur Seite. 

Verurteilt werden Petitionen, in denen die Tat selber zwar verdammt wird und sich solche Verhaltensweisen verbieten, jedoch gibt es doch jedesmal ein ABER. Aber irgendwie hat  er sich das Ganze selber zuzuschreiben. Aber er und sein loses Mundwerk. Aber er und seine jüdischen Freunde. Er sollte sich zurückhalten. Er sollte zurücktreten, er sollte jemand anderes walten und schalten lassen. Nun, solange es ein ABER gibt, ist der Hauptsatz erloschen.  Dass er wahnsinnige Angst hatte, war das erste, was er zugab. Solange ich Bürgermeister in Thessaloniki bin, werde ich nicht erlauben, dass die Stadt wieder in die Dunkelheit und die Skandale zurückfällt. Solange ich Bürgermeister bin, werden wir alle zusammen versuchen, sie zur wahrhaftigen Metropole des Balkans zu errichten. Wir gehen keinen Schritt zurück. Wir werden niemanden fürchten. Niemanden!

Maria Chalwatzi